Die alten Holzdielen des ehemaligen Malersaals stehen senkrecht im Raum, mit den vier Latten am oberen Ende erwecken sie den Eindruck von Bäumen. Der Himmel oder die Blätter bestehen aus blauem Tüll, der durch Lichtreflexionen zu einem Fluss wird, in dem das Wasserkind lebt. Eigentlich besteht alles aus Tüll, der Stoff aus dem die Träume sind. Und die Alpträume. Und auch die Traumata. Es gibt sehr viel Tüll in dieser Geschichte.
In der Mitte, zwischen den Kindern des Publikums kauert eine düstere Frauengestalt, eingehüllt in einen sehr schweren Mantel. Eine Frau mit Mikrophon erzählt uns, dass sie obdachlos ist und Kitty heißt. Kitty wirkt ein bisschen verrückt. Zumindest spricht sie in ihrer Einsamkeit mit sich selber und mit dem Ärmel einer kaputten Jacke, sie schmiegt sich an ihn und gibt ihm einen Namen: Kind. Sie hat Angst. Auch die Kinder, die ihre Welt betreten haben, schreiben ihre Ängste auf und kleben sie an die Bäume. Als sie wieder sitzen erwacht der Ärmel, das Kind, plötzlich zum Leben. Die ersten Bewegungen wirken etwas hölzern, werden im Laufe aber immer fließender, gewinnen an Kraft und treiben Kitty an, die Straße zu verlassen und auf die Suche zu gehen. Eine Reise ins Unterbewusstsein beginnt. Alptraumhaft erscheinen die Geschichten der Kinder, die in den Wald geflohen sind. Vieles an diesem Abend wirkt verstörend. Umso stärker zieht uns die wunderschöne Stimme in der Dunkelheit in ihren Bann. Der helle Klang und die Melodien sind tröstend. Kitty erkennt in den Kindern leuchtende Sterne. Sie freundet sich mit ihnen an. Die Dunkelheit wirkt jetzt weniger beängstigend. Auch das Kind verändert sich und wird vom verängstigten Mädchen zu einer starken Kriegerin, die sehr gut alleine im Wald leben kann.
Als das Licht angeht sind alle sichtlich emotional aufgewühlt. Die Stimmen der Instrumente, die zu Beginn, jede für sich allein erklang, haben zusammengefunden. Der Tanz des Kindes hat Geschichten erzählt, für die es keine Worte gibt. Die Kinder wurden von einer einzelnen Stimme in diese geheimnisvolle Theaterwelt geführt und verzaubert.
©Sebastian_Hoffmann
©Julia_Krawczynski
PNP, 28.5.25: